Während der Inbetriebnahme des Canon PRO 300s zeigte das Gerät bereits vielversprechende Eigenschaften, wie sie von einem Fotodrucker für hochwertige Ergebnisse erwartet werden. In diesem Beitrag wird der Frage nach der Eignung des Canon PRO 300s für den Foto- und Kunstdruck nachgegangen und das Gerät dahingehend auf Herz und Nieren geprüft.

Canon PRO 300 mit Schwarzweißdruck auf Canson Baryta II

Handling

Der Canon PRO 300 verfügt über zwei Papierzuführungen, welche sich oben und hinten am Gerät befinden. Sowohl das obere, als auch das hintere Fach sind für Medien bis zu 380 Gramm pro Quadratmeter und einer Stärke von 0,6mm geeignet. Fineartpapiere mit hoher Grammatur sollten, wegen des flachen Winkels, nur über den hinteren Schacht zugeführt werden. Andernfalls können Farbverschmutzungen außerhalb des Druckbereichs nicht ausgeschlossen werden.

Bestückt wird der Canon PRO 300 mit zehn Tanks von je 17ml, neun davon enthalten Farbe, ein Tank den Croma Optimizer, der das Bronzing reduzieren soll. Die Tanks werden direkt auf dem Druckkopf angebracht, der je Farbe 798 Düsen bereitstellt.

Der Canon PRO 300 spricht rasch auf Druckaufträge an und setzt diese zeitnah um. Weil Canon die Reinigung des Druckkopfes automatisiert hat, kann es vorkommen, dass vor einem Druck zunächst eine Reinigung durchgeführt wird.
Das kann das im Einzelfall lästig sein, jedoch sorgt diese Vorgehensweise für ein akkurates Druckbild ohne Streifen, Banding oder Farbabrisse. Sollte etwas in dieser Art auftreten, liegt es meist an einem verschlissenen Druckkopf.

Der vollflächige Druck des Fuji-Testbildes benötigt in höchster Auflösung, mit den Einstellungen des Photosatin 270s, vier Minuten und 12 Sekunden. Leider stellt der Canon PRO 300 keine Informationen zur verbrauchten Tintenmenge bereit, daher können hierzu keine Aussagen getätigt werden.

Canon PRO 300 vorderer Schacht

Papierschacht und Bedienfeld

Der vordere Schacht sollte nur mit dünnen oder leichten Papieren bestückt werden. Das Bedienteil und das Menü des PRO 300 sind verständlich aufgebaut. Der Schacht für CDs ist unter der Klappe an der Papierausgabe untergebracht.

Canon PRO 300 hinteres Fach

Hinteres Fach (manuelle Papierzufuhr)

Das Fach für schwere Papiere ist hinten am Gerät platziert und hinter einer Klappe verdeckt. Wenn das hintere Fach ausgewählt wird, muss die Druckausgabe am Bedienfeld des Druckers bestätigt werden. Bei der Verwendung des Programms Print & Layout, wird der Druckprozess automatisch in Gang gesetzt.

Farbmanagement

Ready-to-use-System

Unter dem Canon Farbmanagement sind unter dem Reiter Optionen die Medien, die Druckqualität und der Renderingintent auszuwählen. Praktischerweise sind die Medien bereits mit den entsprechenden Druckprofilen verbunden und der Renderingintent (perzeptiv) voreingestellt. Sollte ein Canon Papier oder Druckmedium verwendet werden, so ist lediglich noch die Druckqualität auszuwählen. Ich bezeichne das als ready-to-use System, weil es ohne Hintergrundwissen ausgezeichnete Ergebnisse ermöglicht.

In diesem Fall habe ich mittels der von Canson angebotenen AM1X-Dateien für die Medien Baryta Photographique II, Edition Etching RAG und das PhotoSatin Premium RC 270 in das System eingebunden.

Im Untermenü Benutzerdefiniert der Kategorie Medienauswahl sind diese Papiere nach der Installation verfügbar. Das ist nicht nur komfortabel, sondern auch eine besonders sichere Form des Farbmanagements.

Erweitertes Farbmanagement

Der Druckertreiber des Canon PRO 300s ist dem des PRO 1000s sehr ähnlich, Menü und Einstellungen entsprechen daher dem gewohnten Standard der Canon PRO-Serie.

Doch weil der PRO 300 vornehmlich im Fokus nichtgewerblicher Kunden steht, wurde für diesen Test der Entschluss gefasst, ausschließlich Profile und Medieneinstellungen von externen, beziehungsweise von implantierten Quellen, zu übernehmen. Privatkunden und Kleingewerbetreibende sind in der Regel nicht bereit, die Kosten für die Einrichtung und Profilierung eines Druckers zu übernehmen.

Für die Ausgabe der Daten kommen mehre Möglichkeiten in Betracht. Eine davon wird in diesem Beitrag aufgegriffen, eine weitere in einem gesonderten Beitrag  beschrieben. Die Entscheidung zur Ausgabe fiel auf die direkte Ansteuerung des Treibers aus dem Bildbearbeitungsprogramm (Affinity Photo) beziehungsweise eines Layoutprogramms (Affinity Publisher).

Im Treiber ist unter der Registerkarte Farbanpassung grundsätzlich die Entscheidung zu fällen, ob das Farbmanagent vom Betriebssystem, oder vom Druckertreiber, übernommen werden soll. Im Falle eines Apple Computers bedeutet dies Farbmanagement mit Colorsync oder mittels der Canon Farbanpassung.

Wird sich für die Variante Colorsync entschieden, liegt die Entscheidungshoheit beim Nutzer, der die Druckprofile eigenständig in den Profilordner des Betriebssystems einbinden und die dazu passenden Einstellungen in weiteren Unterkategorien des Druckertreibers vornehmen muss. Das behagt nicht jedem und ist häufig eine Fehlerquelle in der Druckroutine.

Einfacher ist es in diesem Fall, mit einem Programm wie Adobe Lightroom zu arbeiten, das unter der Registerkarte Druck ein eigenes Menü mit Voreinstellungen für die Ausgabe bereithält.
Wer sich weder für den Weg über das Farbmanagement des Betriebssystems, noch über den eines Programms entscheiden kann, wird sich wahrscheinlich sehr für das Sorglospaket von Canon erwärmen können. Dieses trägt den Namen AM1X und stellt ein proprietäres System von Canon dar und ist daher nur von Canon Drucker verwendbar.
Bei den AM1X-Daten handelt es sich um eine Zusammenfassung von Druckprofil und Einstellungen zu Medien, die von Drittherstellern angeboten werden. Über das von Canon angebotene Media Configuration Tool können diese Datenpakete in das System eingebunden werden und sind anschließend sowohl im Drucker, als auch im Treibermenü, unter der Canon Farbeinstellung, wiederzufinden. Wie das funktioniert, wird im in einem weiteren Beitrag berichtet (erscheint in Kürze).

Druckergebnisse

Canson Infinity Baryta Photographique II

Dank des Chroma Optimizers des Canon PRO 300s, können die Ergebnisse mit hoher Farbbrillanz, feinen Übergängen und hoher maximaldichte des Schwarzpunktes überzeugen. Gesamt- und Patialkontrast sind so, wie es die Daten vorgeben und vom User erwartet werden. Klasse.

Canson Photosatin Premium RC 270

Auch das kunststoffbeschichtete Papier mit der satinierten Oberfläche läuft im Canon PRO 300 zur Hochform auf und schickt sich an, dank guter Eigenschaften in der Bildqualität und im Handling, ein Papier für alle Fälle zu sein. Es ist direkt nach dem Druck trocken und äußerst robust gegen mechanische Beschädigung. Die angenehm satinierte Oberfläche des Canson PhotoSatin Premium RC 270s reduziert Reflexionen nachdrücklich und bietet sich mit dieser Eigenschaft für Präsentationen aller Art an.

 

Ausgezeichnete Druckergebnisse auf Materialien aller Art und das sowohl farbig, als auch in Schwarzweiß.

Canson Edition Etching RAG

Stellvertretend für die Fraktion matter Kunstdruckpapiere durfte einmal mehr das Canson Edition Etching RAG seine Qualitäten beweisen. Dessen feine Körnung gibt Bildern eine edle Struktur, die dem Motiv jedoch nicht die Show stiehlt. Auch beim Druck des Canson Edition Etching RAGs vermag der Canon PRO 300 zu überzeugen und so gefällt diese Kombination ebenfalls mit stimmigen Kontrasten, feinen Übergängen und hohen Farbdichten.

 

Promenade in der Normandie in Schwarzweiß

Schwarzweißdruck

Wie immer bei artgrey Photoproducts ist der Schwarzweißdruck beim Qualitätscheck ein wichtiges Element. Hierfür bietet der Canon PRO 300, mit der dezidierten Schwarzweiß-Funktion, etwas ganz Besonderes. Wird die Schwarzweiß-Funktion mit einem Haken aktiviert, schaltet das Gerät intern in den monochromen Modus um und benutzt hauptsächlich die schwarze und graue Tinte. Ein Anteil farbiger Tinte aus anderen Kanälen wird zugefügt, um zum Beispiel einen warmen oder kalten Farbton zu erzeugen. Wer jedoch Schwarzweiß in Reinkultur bevorzugt, der wird dieser Funktion begeistert gegenüber stehen. Denn die Canon Techniker haben es geschafft, die Grauachse unter vielen Lichtquellen neutral und ohne Farbkippen erscheinen zu lassen. Darüber hinaus empfinde ich die Tonalität, zum Beispiel auf dem Canson Infinity Edition Etching Rag oder dem Canson Infinity Platine Fibre RAG, als sehr gelungen.
Canon hat das Problem der sogenannten Metamerie bestens im Griff. Großartig.

Fazit

Der Canon PRO 300 liefert sowohl im Foto-, als auch im Kunstdruck, ausgezeichnete Druckergebnisse. Dabei überzeugt der PRO 300 mit einem feinen und scharf akzentuierten Druckbild bei farbigen und auch monochromen Drucken.
Das Handling ist angenehm und die Systemgeschwindigkeit insgesamt hoch, daher kann das Fazit für diesen Drucker nur wie folgt lauten: hochgradig empfehlenswert.