Das Ilford Fibre Pearl im Softproof unter Affinity Photo

Die Reproduktion von Farben im Druck

Die Reproduktion von Farben ist, neben der Realisierung einer neutralen Grauachse, einer der schwierigsten Aufgaben in der Drucktechnik. Wer in dieser Disziplin erfolgreich agieren möchte, muß zielgerichtet und mit hohem Sachverstand arbeiten.

Bevor Sie weiterlesen

Dieser Artikel weist auf die Problematik bei Reproduktion von Farben hin und möchte den Leser für das Thema sensibilisieren. Dieser Artikel beinhaltet keine Anleitung bestimmter Arbeitsschritte ,  dazu ist das Thema zu komplex und bedarf, neben einer spezifischen Ausbildung, viel Erfahrung.

Von der Quelldatei zum Print

Auf dem Weg von der Entstehung einer Datei bis zu deren Ausgabe sind viele Faktoren zu berücksichtigen, die von den einzelnen Arbeitsschritten vorgegeben werden. Denn die Restriktionen eines jeden Schrittes führen unweigerlich zu einer Abweichung zur ursprünglichen Farbe. In der professionellen Reproduktion wird mit festen Größen gearbeitet, die innerhalb eines bewährten Prozesses Anwendung finden.

 

Prozess nicht normiert

Zum derzeitigen Zeitpunkt existieren noch keinen normierten Prozesse, bei dem alle Arbeitsschritte berücksichtigt sind.
Initiativen und Arbeitskreise, wie Fogra und Pantone, bemühen sich eine quellnahe Reproduktion zu gewährleisten, es sind dennoch nur Empfehlungen und keine Norm.

 

Was macht die Reproduktion von Farben so schwierig?

Die ursprüngliche Farbe, so wie wir sie als Menschen wahrnehmen, muß von den jeweiligen Farbräumen und Kontrastumfängen der beteiligten Gerätschaften erfasst werden können.
Doch längst nicht alle Farben des großen LAB-Farbraumes können von den Aufnahme- und Wiedergabegeräten abgedeckt werden. Darüber hinaus müssen additiv gemischte/erzeugte Farben von Systemen von einer substraktiven Farbmischung wiedergeben werden. 

Einfach ausgedrückt könnte das so lauten: Die Bilder einer Digitalkamera müssen mit den Farben der Palette eines Malers reproduziert werden. Aber mit welcher Farbe soll das geschehen und wie nahe sind die Farben am Original? 

Abgesehen davon, dass es zigfach unterschiedliche Möglichkeiten der Ausgabe mit abweichenden Farbräumen gibt, kann es bereits während der Entstehung der Quelldatei zu Fehlinterpretationen kommen. 

Stimmt die Farbtemperatur der Beleuchtung? Ist die Helligkeit korrekt eingestellt? Ist der Kontrastumfang berücksichtigt? Liegt die Farbe innerhalb des möglichen Farbraums?

 

Problematik ist bekannt

Ansel Adams, der Großmeister der analogen Schwarzweissfotografie, hatte mit dem Zonensystem ein Instrument geschaffen, mit dem schon während der Aufnahme die spätere Wiedergabe auf einem bestimmten Papiertyp berücksichtigt wurde. Er nannte das die “Previsualisierung”. 

Das bedeut, dass er zuvor eine Prozeßlinearisierung aller beteiligten Stationen und Materialien durchgeführt hatte. Ansel Adams wusste daher annähernd genau, wie er ein Negativ sowohl zu belichten, als auch zu entwickeln hat, damit es am Ende perfekt auf das Zielmedium passt.

 

Bilddatei ohne "Softproof"

So sieht die Bilddatei ohne Softproof auf dem Monitor aus. Die Farben und Kontraste werden werden nur vom Monitor begrenzt.

Bilddatei mit "Softproof"

Deutlich ist die Farbverschiebung in der Bilddatei zu erkennen (besonders im grünen Bereich), wenn der Druck mit dem Druckprofil simuliert wird.

Helligkeitswerte plus Farbwerte im L*A*B-Farbraum

Ist diese Prozeßlinearisierung für Schwarzweissmaterialien noch relativ “einfach” umzusetzen, gestaltet sich diese Aufgabe in der Farbreproduktion ungleich schwerer. Denn bei Graustufen müssen lediglich Helligkeitswerte und Kontraste Berücksichtigung finden, während bei Farben eine weitere Dimension berücksichtigt werden muß.

Im Koordinatensystem des L*A*B-Farbraumes ist diese weitere Dimension gut als A und B Achsen zu erkennen, die einer Farbe
im Spektrum des Systems eine Adresse geben. Zusammen mit der Luminanzkurve “L”, erhält diese Farbadresse zusätzliche Informationen über die Helligkeit. Und schon wissen wir, ob es sich um ein helles Grün oder um ein dunkles Grün handelt.

Kann dieses Grün auch von dem gewählten Ausgabegerät wiedergeben werden?

Liegt ein Quellfarbton außerhalb des Ausgabefarbraumes, erhält dieser Farbton einen Platz im Koordinatensystem des Ausagebfarbraumes, der dem Quellfarbton am nächsten kommt. Daher kann es durchaus vorkommen, dass aus einem leuchtenden Grün, ein mattes Lindgrün wird. Diese sogenannte Konvertierung der Farben in unterschiedliche Farbräume übernimmt das CMS, das Color Management System. Die Durchführung geschieht meist perzeptiv oder relativ farbmetrisch.
Das CMS wird entweder vom Betriebssystem des Computers oder von der verwendeten Software zur Verfügung gestellt.

Zur Info

Drei Systeme der Farbverwaltung haben sich in der grafischen Arbeitswelt etabliert: Das Apple CMS, das Adobe CMS und das Little CMS.

Unterschiedliche Farbräume der Ausgabesysteme

Die Hersteller von Inkjetsystemen versuchen die Farbräume durch das Steigern der Anzahl von Farben zu erweitern. Canon hat dies mit der X400er Serie auf die Spitze getrieben und zur Reproduktion von Farben und Graustufen nicht weniger als 12 unterschiedliche Farbkanäle bereit gestellt. Der mögliche Farbraum des X400er Systems liegt zwischen dem sRGB und dem AdobeRGB Farbräumen und ist somit ungleich größer, als der mögliche Farbraum im Offsetdruck.
Wer ebenso bunte Bildchen im Offset- wie im Inkjetdruck erwartet, wird daher enttäuscht.

Conclusion

Müssen Farben möglichst genau reproduziert werden, ist eine Prozeßlinearisierung unumgänglich. Darüber hinaus bedarf es viel Erfahrung und Hintergrundwissen bei der Aufnahme- und Wiedergabetechnik. Seien Sie daher fair zu Ihrem Dienstleister, wenn Bemühungen um eine korrekte Wiedergabe scheitern, weil die Farbe vom System nicht einwandfrei wiedergeben werden kann.